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Cinema-Talk

Bond, Mission Impossible, Mulan – Wie das Coronavirus das Kino trifft

Vorgestern wurde es bekanntgegeben. Der neue James Bond Film „No time to die”, der letzte seiner Art mit Daniel Craig in der Hauptrolle, wird um ein ganzes halbes Jahr verschoben. Der Grund: Das Coronavirus. Und womöglich ist das erst der Anfang der Auswirkungen, auf die sich die Filmindustrie einstellen muss.

Alle Welt bricht bereits in Panik aus, hortet Nudeln und Klopapier. Endzeitstimmung kommt auf, niemand gibt sich mehr die Hand. Es wird geplündert und geraubt – naja gut, so extrem ist es auch wieder nicht. Zumindest nicht hier bei uns. Aber das Coronavirus ist im Moment DAS Thema schlechthin und wenn der Dax in zwei Wochen um 2.000 Punkte einbricht (von 13.789 am 19.02 auf 11.541 am 6.03), dann ist die zunächst theoretische Bedrohung endgültig in der Realität angekommen. Natürlich spielt zu einem Großteil die Psychologie der Anleger eine Rolle während die tatsächlichen Zusammenhänge in zweiter Reihe stehen – aber auch an Beispielen wie dem neuen iPhone sehen wir, dass in einer so global vernetzten Welt wie unserer, schnell mal eine Lieferkette hops geht, wenn’s am anderen Ende der Welt kriselt.


Mit dem verschobenen Bond-Start vom 1. April auf den November hat das Virus nun auch die Kino- und Filmindustrie erreicht. Ein genauer Blick lohnt sich.


Corona und das Kino - China


Wer die Reaktion der James Bond Macher etwas übertrieben findet, dem wird ein Licht aufgehen, wenn man dorthin schaut, wo das Coronavirus zu Hause ist. Ende Januar mussten in China nahezu alle öffentlichen Kinos schließen. Das sind seitdem ungefähr 70.000 Leinwände, die nicht mehr bespielt werden können. Und das in der chinesischen Kino-Hochsaison. Über die chinesischen Neujahrstage im Januar & Februar verzeichnen die dortigen Kinobetreiber normalerweise ca. 10% des Jährlichen Umsatzes, ähnlich wie in Deutschland das Weihnachtsgeschäft. Eine Wiederöffnung der Kinos ist nicht absehbar.


Allgemein hat sich China in den letzten Jahren zum weltweit wichtigsten Kinomarkt entwickelt, ob man es glaubt oder nicht. Dort wird mehr umgesetzt, als in den USA (was bei einer Milliarde Menschen und einem stetig steigenden Wohlstand auch irgendwie logisch ist). Das sind Verluste, über die man sich bei einem hochkarätigen Film wie James Bond nicht unbedingt freut. Die Frage ist nun, ob andere Filme diesem Beispiel folgen und wenn ja, wie viele. Das betrifft vor allem die großen, umsatzstarken Blockbuster, die auch in China erfolgreich sind. Dazu gehören zum Beispiel „Black Widow“ oder der neue „Fast & Furious“ Teil. So lange die Situation in China so ist, wie sie ist, stehen die Filmstudios vor einer unangenehmen Wahl. Entweder sie bleiben bei ihren Startterminen und müssen enorme Umsatzeinbuße hinnehmen, oder sie verschieben die Filme.


Mulan & Mission Impossible


Richtig ärgern wird man sich unterdessen bei Disney. Deren Neuauflage des Klassikers „Mulan“ steht nämlich ebenfalls kurz vor dem Kinostart. Am 27. März ist es soweit, dann gibt es die Realverfilmung bei uns zu sehen. Dieser Film wurde – aufgrund seines Settings, Themas und Casts – in China besonders heiß erwartet. Und entsprechend hoch fallen die Einnahmen aus, die man sich im Reich der Mitte erhofft hatte. Der chinesische Starttermin wurde erst einmal aufgehoben – ein neuer Zeitpunkt wurde nicht genannt. Bisher heißt es, in der restlichen Welt sind die Starttermine weiter gültig..


Ein ganz eigenes Thema sind allerdings die laufenden Filmproduktionen, die nun mit Reisebeschränkungen und Verzögerungen zu kämpfen haben. Ein prominentes Beispiel ist der siebte Teil der Mission Impossible Reihe rund um Ethan Hunt und sein Team. Die drehen nämlich gerade in Venedig – eine Stadt, die im Moment ein Hotspot der Virusausbreitung ist. Die Dreharbeiten sind nun abgebrochen worden. Wann es weitergeht ist noch nicht bekannt. Von Filmdrehs in China ganz zu schweigen, auf die Idee wird im Moment wohl niemand kommen. Aber ein mindestens genauso großes Problem kommt ja erst noch.


Wie geht es weiter?


Im Rest der Welt müssen wir, zumindest aktuell, noch nicht mit Schließungen von Kinos rechnen, höchstens regional, wenn bestimme Gebiete stark betroffen sind. Aber wie lange das so bleibt hängt stark davon ab, wie die Situation sich entwickelt. Wenn es gelingt, die Krankheitsausbreitung einigermaßen einzudämmen, wie es 2003 bei der SARS-Pandemie der Fall war, bleiben uns solch drastische Maßnahmen womöglich erspart. Das wäre wünschenswert, denn das viel größere Problem käme dann erst.


Denn was passiert eigentlich, wenn nun haufenweise Filme um ein halbes Jahr oder noch länger nach hinten verschoben werden? Dann müssen die sich zu einem späteren Zeitpunkt zwischen den ohnehin schon strikt durchgetakteten Terminkalender der Kinos quetschen. Und da nicht damit zu rechnen ist, dass die Menschen dann plötzlich alle doppelt so oft ins Kino gehen, bedeutet das für alle Filme Verluste. Vom Kauf einer Disney Aktie kann man also aktuell nur abraten. Aber wir hoffen natürlich das Beste.


Zu schade, dass man mit Kinofilmen keine Hamsterkäufe machen kann…

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